Alte braunrote Vespa Wideframe auf einer Straße geparkt

Modellkunde: Vespa Wideframe

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Als 1946 die erste Vespa des italienischen Herstellers Piaggio auf den Markt kam, hätte sich niemand träumen lassen, dass dieses aus der Not geborene Moped einmal weltweiten Kultstatus erlangen sollte. Jahrzehnte sind seitdem vergangen und die Vespa wird, natürlich immer wieder modernisiert, immer noch gebaut und ist nach wie vor so unverkennbar und so beliebt wie eh und je.

Hier soll das Interesse aber ausschließlich den ersten Typen der toskanischen Wespe aus Pontedera gelten.

Was ist charakteristisch für eine Vespa Wideframe?

Das herausragende Merkmal dieser Modellreihe ist der im Vergleich zu späteren Versionen deutlich breitere Rahmen, dem die Wideframe natürlich auch ihren Namen verdankt.

Typisch sind die eleganten Linien und die rundliche, geschwungene Heckpartie der Wideframe. Der Scheinwerfer saß bei den frühen Rollern noch auf seinem ursprünglichen Platz auf dem Kotflügel. Erst später in der Entwicklung der Vespa ist er auf den Lenker gewandert. Unverkennbare Merkmale sind auch die Unterbringung der Vergaserklappe im Rahmen und die vom Motor getrennten Motorschwingen. Schließlich ist noch die Revisionsklappe unterhalb des Sitzes zu nennen.

Die Evolution der Vespa Wideframe

Von 1946 bis zum Beginn der sechziger Jahre wurden allein in Italien etwa 1, 7 Millionen Vespas verkauft. Ein enormer Erfolg, der durch unzählige im Ausland hergestellte Lizenzbauten noch vergrößert wird. Aber aus heutiger Sicht waren nicht alle Modelle gleichermaßen bedeutend.
Zweifellos gehört die Vespa 98 zu den wichtigen Versionen. Sie war die erste Vespa und somit natürlich auch die erste Wideframe. Mit ihren 98 Kubikzentimetern Hubraum und 3,2 PS erreichte sie eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h.

Abgelöst wurde die 98 im Jahr 1948 durch die Vespa 125, die – die Nummer verrät es – einen neuen Motor mit 125 Kubikzentimetern hatte, der 4,5 PS leistete, was immerhin für 70 km/h reichte. Für den Fall, dass der Roller gerade nicht fuhr, hatte er einen Seitenständer. Ab 1951 bekamen die Vertreter der V30-Reihe eine Gangschaltung, die per Seilzug bedient wurde. Diese Schaltung war komfortabler als das bisherige System mit Gestänge.

Vespa Wideframe mit einer braunen Tasche steht vor einem alten Gebäude.

Veränderungen gab es auch, was die Vorderradaufhängung betrifft. Zu Beginn kam eine Vorderradschwinge mit einer starren Feder zum Einsatz, aber ab 1950/51 gingen Vespas mit Feder und zusätzlichem Dämpfer in die Produktion. Ab 1955 wurde dann das Federbein verbaut, das heute noch verwendet wird.
Eine weitere Entwicklung im Bereich des Fahrwerks lässt sich an der Radgröße erkennen. Hatte Piaggio ursprünglich 8-Zoll-Reifen verwendet, bekam die 150 GS 10-Zoll-Reifen spendiert. Dies sollte auf langen Fahrstrecken zu einer Verbesserung der Laufruhe führen. Eine interessante Abweichung sind die vom französischen Hersteller Acma in Lizenz gebauten Vespas, die auf Reifen mit neun Zoll Durchmesser setzten. Sport-Vespas von Piaggio hingegen konnten beide Reifengrößen nutzen – die größeren auf Langstrecken, die kleineren auf Bergetappen.

Wesentlich waren die Änderungen in der Motortechnologie der Wideframe-Vespa, durch die die Leistung recht deutlich gesteigert werden konnte. Konkret geht es hierbei um die Umstellung von Ein- auf Zwei-Kanal-Motoren. Ab der V33 wurde das Benzin-Gas-Gemisch dem Zylinder nicht mehr nur über einen, sondern über zwei Kanäle zugeführt.
Die verschiedenen Generationen der Wideframe-Vespas lassen sich auch am Tankvolumen erkennen, das immer weiter zugenommen hat.

Bereits erwähnt wurde die im Laufe der Zeit veränderte Position des Scheinwerfers. Hatten die ersten Modelle den Scheinwerfer noch auf dem Kotflügel, weshalb sie als „Faro Basso“ (Lampe unten) bezeichnet werden, so wurde der Scheinwerfer ab Mitte der fünfziger Jahre auf den Lenker verlegt – eine Position, die scherzhaft als „Struzzo“ (Strauss) bekannt ist. Noch später wurde das Licht in den Lenker integriert. Was die Scheinwerferposition betrifft, so muss allerdings beachtet werden, dass es immer Abweichungen von der Norm gab, weil die Lizenzbauer sich natürlich an ihre jeweils geltenden nationalen Straßenverkehrsgesetze halten mussten. Acma-Vespas aus Frankreich hatten den Scheinwerfer schon immer oben auf dem Lenker. Auch bei der Helligkeit des Scheinwerfers gab es je nach Land unterschiedliche Ausführungen.

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Abschließend sei noch eine rein optische Änderung genannt, die im Laufe der Wideframe-Entwicklung aber doch nicht unbedeutend ist. Diese betrifft die Lackierung. Die wurde im Laufe der Produktion vom ursprünglichen Grün auf einen grau-beigen Farbton umgestellt.

Interessant im Zusammenhang mit den erwähnten Änderungen ist, dass diese immer zuerst die originalen Piaggio-Vespas betrafen. Piaggio hatte die ausländischen Lizenzbauer dazu verpflichtet, weiterhin die älteren Versionen zu produzieren, während Piaggio selbst bereits neue Versionen anbieten konnte. Daher waren Vespas in Italien zumeist moderner als die Modelle im Ausland.

Der Sonderfall „Vespa U“

Genannt werden muss hier noch eine Vespa-Kuriosität, die Vespa U, die 1953 auf den italienischen Markt kam. Da der Konkurrenzdruck auf Piaggio im Laufe der Zeit größer wurde, wurde eine „Sparversion“ mit abgespeckter Technik entwickelt, die für umgerechnet nur 110 Dollar angeboten werden konnte. Nur 7.000 U-Exemplare wurden hergestellt, sodass dieses Modell bei Sammlern heute sehr begehrt und entsprechend kostspielig ist.

Schon mal darüber nachgedacht deinem alten Rohrlenker ein kleines oder großes Upgrade zu verpassen? Hier findest du unseren Beitrag zum Wideframe Tuning mit tollen Tipps und Empfehlungen.

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