Eine Person hält einen Vespa Motor in der Hand

Das richtige Taktgefühl: Zwei- und Viertaktmotoren

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Für viele MotorradfahrerInnen mittlerweile eine Glaubensfrage geworden ist die Frage, ob Zweitakt- oder Viertaktmotor in der Vespa. In früheren Jahrzehnten verließen das berühmte Werk in Pontederra ausschließlich Zweitaktmotoren. Ausschlaggebend hierfür war die Ausgangslage im Jahr 1946, in welchem die erste Vespa gefertigt wurde. In Folge des Krieges waren Rohstoffe knapp und es sollte ein kostengünstiger und einfacher Motor geschaffen werden. Da lag es nahe, den Zweitaktmotor mit seinen Vorteilen herzunehmen. In den neueren Modellen wird vorwiegend auf hochmoderne 4-Takter gesetzt, wobei auch noch heute Motoren mit zwei Takten ausgeliefert werden.  

Arbeitsweise ausschlaggebend für Namensgebung

Der Name der beiden grundverschiedenen Motorentypen liegt in der Arbeitsweise begründet. Beim 2-Takter ist jeder zweite Takt ein sogenannter Arbeitstakt, mit welchem Energie erzeugt wird. Beim 4-Takter ist dies logischerweise nur jeder vierte Takt.

Beim Zweitakter bewegt sich beim ersten Takt der Kolben von unten nach oben. Im oberen Bereich des Zylinders befindet sich das erzeugte Gemisch aus Öl und Kraftstoff vermischt mit Luft. Durch die Bewegung des Kolben nach oben kommt es zu einer Komprimierung des Gemischs. Dieses Gemisch wird am obersten Punkt dann von der Zündkerze, welche bei den Vespas immer am Zylinderdeckel eingeschraubt ist, entzündet. Der zweite Takt schließt sich nun unmittelbar an. Durch die Verbrennung des Gemischs dehnt sich dieses aus und drückt den Kolben wieder nach unten zum Ausgangspunkt, dem sogenannten Totpunkt. Dadurch wird mechanische Energie erzeugt, welche für den Antrieb an der Vespa sorgt. Bei der Bewegung des Kolbens nach unten werden die entstandenen Abgase abgegeben und zugleich wieder frisches Gemisch angezogen.

Beim Viertakter verteilt sich dieser im Grunde ähnliche Prozess auf vier Arbeitsschritte. Im ersten Schritt startet der Kolben oben, also am oberen Totpunkt, und zieht durch die Bewegung nach unten frisches Gemisch in den Zylinder. Beim zweiten Takt wird das Gemisch stark verdichtet und durch die Zündkerze im Zylinderkopf entzündet. Im folgenden Takt wird der entscheidende Takt vollzogen. Hier verbrennt das Gemisch und der Kolben wird nach unten gedrückt. Im letzten Arbeitsschritt wird der Kolben wieder von unten nach oben gedrückt. Im Zuge dessen werden die Abgase hinausgedrückt, bevor der Prozess wieder neu beginnt.

Wesentliche Unterschiede der Typen

Während im obigen Teil eher der technische Teil beschrieben wurde, werden jetzt die praktischen Auswirkungen, welche der jeweilige Motortyp mit sich bringt, aufgeführt.

Die Schmierung, welche die Bewegung des Kolbens im Zylinder überhaupt erst ermöglicht, erfolgt beim Zweitakter durch frisches Öl. Bei den alten Vespamodellen vor der Jahrtausendwende wurde dabei nahezu ausschließlich auf Gemischtschmierung gesetzt. Hierfür musste dem Benzin im Tank ein Anteil von 2-5% Öl direkt beigemischt werden. Dies beschreiben die Mischungsverhältnisse 1:20 oder 1:50. Bei den moderneren Zweitaktern erfolgt die Schmierung getrennt. Ein externer Öltank dosiert so die benötigte Menge an Öl und führt diese mittels einer Pumpe dem Zylinder zu.

Beim Viertakter erfolgt keine Schmierung durch Frischöl. Das Öl muss hier gesondert zugeführt werden und aufgrund des Verschleißes in regelmäßigen Abständen gewechselt werden.

Vorteile und Nachteile

Wie nahezu in jedem Lebensbereich gibt es auch bei beiden Motorentypen bestimmte Vor- bzw. Nachteile, welche die eingangs aufgeworfene Frage bezüglich des Typs zu einer echten Glaubensfrage macht.

Vor- und Nachteile Zweitakter:

Ein sehr wesentlicher Vorteil beim Zweitakter ist die oftmals gelobte Spritzigkeit beim Anzug. Dies liegt daran, dass bei jedem zweiten Takt mechanisch Energie erzeugt wird und so vereinfacht gesagt doppelt so viel Arbeit verrichtet wird. Daher spricht der Zweitaktmotor bei Beschleunigung schneller an. Darüber hinaus ist der Zweitakter auch einfacher aufgebaut und damit auch kostengünstiger. Für VespaschrauberInnen ist es auch leichter, einen Zweitakter selbst zu warten und gegebenenfalls zu tunen.

Für viele ein bedeutender Nachteil ist der erhöhte Öl- bzw. Spritverbrauch, der durch die Zuführung von Frischöl erfolgt. Außerdem sind die Abgase und Geräusche beim Zweitakter deutlich störender, als dies beim Viertakter der Fall ist.

Vor-und Nachteile Viertakter:

Die Langlebigkeit ist ein Argument, das zurecht immer eng mit einem Viertakter verknüpft ist. Die Verbrennung über die gesteuerten Ventile stößt außerdem deutlich weniger Abgase aus. Durch die langsamere Arbeitsweise wird auch kein derart lautes Geräusch entwickelt, was den leiseren und dumpferen Sound beim Viertakter erklärt. Überdies ist auch der Verbrauch deutlich niedriger, was für geringere laufende Kosten sorgt.

Durch die komplexere Bauweise des Typs sind allerdings auch die Anschaffungskosten teilweise deutlich höher.

Beide Varianten haben -auch noch heute- ihre Daseinsberechtigung und bilden so viele Möglichkeiten für verschiedene Situationen. Während der oder die eine VespafahrerIn gerne mit einem kernigen Sound und einer blauen Wolke aus unverbranntem Öl startet, möchten andere gerne leise und entspannt starten. Alles in allem ist und bleibt es wohl Geschmackssache, welcher Typ einem besser zusagt. Auch in vielen Jahren wird bei Ausfahrten und Stammtischen darüber noch heftig diskutiert werden.

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