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Vespa Vergaser Guide Teil 1: Aufbau des Vergasers

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„Rehbraun soll die Kerze sein“ – so lautet die Faustregel in Schrauberkreisen. Gemeint ist damit die Farbe der Zündkerze nach einer Fahrt. Auch wenn es kein abschließendes Merkmal ist, dass der Motor perfekt läuft, so lässt sich daraus durchaus schließen, dass der Motor weder zu mager, noch zu fett läuft. Zu mager laufende Motoren hören sich oft sehr sauber abgestimmt an, erreichen hohe Drehzahlen und geben eine hohe Leistung ab. 

Das verdampfende Benzin trägt auch zur Kühlung des Motors bei, weshalb die negativen Eigenschaften zunächst nicht zum Vorschein treten. Enthält das Gemisch zu wenig Kraftstoff, verbrennt es mit höheren Temperaturen und gleichzeitig kann keine Hitze per Verdampfung abgeleitet werden. Deswegen führt eine zu magere Abstimmung häufig zu Kolben-Klemmern oder einem Loch im Kolben. 

Doch auch ein zu fettes Gemisch ist zu vermeiden. Ist der Kraftstoffanteil nämlich zu hoch, verliert der Motor an Leistung und verschwendet Sprit, da nicht genügend Sauerstoff für eine effiziente Verbrennung zur Verfügung steht. 

Doch damit genug zur Einleitung, bevor wir uns nun mit dem Aufbau beschäftigen. Wer sich nochmals genau über die Funktionsweise eines Vergasers informieren möchte, dem bietet unser Artikel „Die zentrale Verbindung der Vergaser“ alle nötigen Informationen.

Aufbau des Vergasers

Ein Vergaser setzt sich aus verschiedenen, teilweise sehr feinen und empfindlichen, Bauteilen zusammen, deren Zusammenspiel eine optimale Versorgung des Motors mit Kraftstoff-Gemisch ermöglicht. Eine breite Auswahl an Vergasern für jegliche Modelle gibt es im SIP Scootershop.

1. Gasschieber 
Die Luftzufuhr zum Motor wird mithilfe eines Reglers gesteuert, der als Gasschieber bezeichnet wird. Durch Drehen am Gasgriff während der Fahrt kann die Position des Gasschiebers eingestellt werden. Bei Vollgas ist der Gasschieber somit voll geöffnet, bei einem entsprechenden Halbgas demnach nur zur Hälfte. Bei einigen Vergasermodellen gibt es spezielle Gasschieber mit Ausschnitten unterschiedlicher Größe auf der Unterseite, wodurch die Menge des zur Verfügung gestellten Gemischs noch feiner abgestimmt werden kann.

2. Hauptdüse 
Die Hauptdüse regelt den Benzinanteil im Luft-Kraftstoff-Gemisch bei vollständig geöffnetem Gasschieber und ist im Regelfall das entscheidende Instrument zur Einstellung, ob ein Motor zu fett, zu mager oder eben genau richtig läuft. Eine große Zahl der Hauptdüse steht eher für einen fetten, eine niedrigere dementsprechend für einen mageren Motorlauf. 

Die Experten von SIP Scootershop bieten hierzu eine Vielzahl an unterschiedlichen Hauptdüsen an, um eine gute Ausgangslage zur Abstimmung zu erreichen.

Allerdings unterscheiden sich die Funktionen der Hauptdüsen je nach Typ des Vergasers:

  • Dell´Orto Vergaser (PHB, VHB) sind dafür gemacht die Hauptdüse (HD) ausschließlich von 3/4tel bis vollem Gasschieberhub wirken zu lassen. Hier ist es empfehlenswert alle anderen Elemente des Vergasers vollständig abzustimmen und erst als letztes eine Hauptdüse hinzuzufügen. Der Nadelbereich sollte hier ausschließlich über die Form der Nadel und die Größe des Mischrohres eingestellt werden.
  • SI-Vergaser von Dell‘Orto wirken genau umgekehrt. Hier sind alle anderen Elemente des Vergasers von der Hauptdüse abhängig. Deswegen muss man hier die Einstellarbeit mit der Suche nach der richtigen Hauptdüse beginnen (Vollgas).
  • Mikuni und Keihin Vergaser (sowie die preisgünstigen Nachbauten z. B. von Koso und Polini) arbeiten anders als Dell´Orto und regulieren den Zufluss in das Mischrohr ebenfalls über die Größe der Hauptdüse. Hier können Mischrohr und Nadel nicht isoliert werden. Hier wirkt sich die Hauptdüse schon ab Halbgas aus.

3.  Nebendüse 
Die Nebendüse sorgt für eine gleichmäßige Kraftstoffversorgung im Leerlauf und bei geringer Gasöffnung. Die Nummer der Düse entspricht der Größe der Bohrung für den Benzindurchlass. Die Regeln hinsichtlich der Nummern entsprechen denen der Hauptdüse, also große Zahl (fett), kleine Zahl (mager). 

4.  Schwimmer und Schwimmernadelventil 
Um eine gleichmäßige Leistung zu gewährleisten, benötigt der Vergaser einen konstanten Benzinstand in der Schwimmerkammer. Sollte dies dennoch passieren, tritt umgangssprachlich der Zustand des „Absaufens“ ein.

Ein Schwimmer und eine Nadel mit Gummispitze ermöglichen den gleichmäßigen Benzinstand. Wenn der Benzinstand niedrig ist, sinkt der Schwimmer und öffnet das Schwimmernadelventil, um Kraftstoff nachfließen zu lassen. Wenn der Benzinstand steigt, schließt der Schwimmer das Ventil, um den Nachlauf zu stoppen. Alle Einzelteile von Schwimmer bis Schwimmerkammerdeckel gibt es im SIP Online Shop zu erwerben.

5. Gemisch-Einstellschraube 
Die Gemisch-Einstellschraube reguliert den Kraftstoffanteil im Gemisch bei geschlossenem Gasschieber und Leerlaufdrehzahl.

6. Luftschraube 
Die Luftschraube reguliert den Luftanteil im Leerlaufgemisch.

7. Choke 
Der Choke sorgt für ein fettes Gemisch beim Kaltstart des Motors, damit beim Start das Anspringen leichter möglich ist. 

8. Mischrohr 
Das Mischrohr mischt das Benzin vor dem Austritt in den Vergasertrichter mit Luft, um eine bessere Verbrennung zu ermöglichen. Der Durchmesser des Mischrohrs und die Position im Vergasertrichter beeinflussen das Gemischverhältnis.

Bei vielen Dell´Orto Vergasern kann man den Durchmesser des Mischrohrs wählen und dadurch mehr oder weniger Durchlass (= fetter oder magerer) zwischen Nadel und Mischrohr-Innendurchmesser freigeben. Mikuni und Keihin steuern diesen Durchlass über die Hauptdüse, die unten auf das Mischrohr geschraubt wird.

Auch hier gilt die Regel: Großer Mischrohrdurchmesser und zugleich dünne Nadel für einen fetten Motorlauf, ein kleiner Mischrohrdurchmesser und eine dicke Nadel für einen mageren Lauf. 

9. Nadel 
Die Nadel regelt den Benzinfluss bei teilweise geöffnetem Gasschieber und arbeitet in Verbindung mit dem Mischrohr.

Um letztendlich den angepeilten Zustand einer rehbraunen Zündkerze zu erreichen, bedarf es vielen Testfahrten und geduldigen Schrauber*Innen. Wer für diese Abstimmung keine Erfahrung hat, sollte hier idealerweise erfahrene Werkstätten zu Rate ziehen, da eine falsche Abstimmung zu den eingangs erwähnten, oftmals gravierenden, Folgeschäden führen kann. 

Im Zweifelsfall sollte lieber eine leicht zu fette Abstimmung gewählt werden, wobei auch hier nicht das Motto „Viel hilft viel“ Anwendung finden sollte. 

In einem zweiten Teil unserer Vergaser-Serie, werden wir Möglichkeiten zum Tuning, zur Reinigung und weitere Tipps und Tricks im Bereich Vergaser teilen. Bis dahin eine schönen, sonnigen und unfallfreien Vespa-Sommer! 

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