Zum Einstieg in die Thematik Bremsen sei gesagt:
Eine gewöhnliche Vespa mit Handschaltung ist standardmäßig vorn sowie hinten mit Trommelbremsen ausgestattet.
Reden wir von Umrüstung auf Scheibenbremsen, befinden wir uns im Tuning-Bereich und damit in der Königsklasse, wo wir aber im Moment nicht hinwollen, dafür wird ein eigener Artikel benötigt.
Step by Step
Um an die Innereien der Trommelbremse zu gelangen, muss zunächst der Auspuff weg.
Dabei gilt es zu beachten:
- wenn möglich, einen Drehmomentschlüssel nutzen (Tipp: SIP Drehmomentschlüssel, Preis-Leistungs-Verhältnis TOP)
- zunächst alle Schrauben nur etwas lösen, aber noch dranlassen
- verweigert eine Schraube die erste Drehung, kann ein Spritzer Rostlöser helfen
- die Schraube am Zylinder/Krümmer kommt als Letztes dran
- den Dichtring, der da entgegenfällt, gut aufheben und später wieder so einsetzen
- Gefahr von Beschädigung der hervorstehenden Halterungsschraube am Zylinder/Krümmer
- Auspuff festhalten beim Abnehmen, sollte nicht auf den Boden knallen
Jetzt haben wir freie Sicht auf die Radbefestigung. Um an die Bremsbacken zu gelangen, müssen wir das Rad abmontieren. Hoffen wir, dass die Befestigungsschraube nicht eingerostet ist, was leider oft vorkommt. In dem Fall hilft unser Rostlöser und notfalls ein Schlagschrauber. Auf keinen Fall rohe Gewalt anwenden, schließlich brauchen wir die Schraube anschließend wieder. Das empfohlene Drehmoment liegt bei 10 nm.
- zunächst die Schraube lösen
- gelingt dies nicht auf Anhieb, sparsam mit dem schon bekannten Rostlöser einsprühen (nicht ersäufen)
- bitte keine Gewaltanwendung, das kann nicht oft genug angemahnt werden und gilt für alle Schraubarbeiten an unserer Geliebten
- wenn die Schraube komplett herausgeschraubt ist, das Rad abnehmen
- sollte es nicht gehen, kapitulieren wir. NEIN, Schmarrn, das machen wir natürlich nicht. Bevor ein Vespisti aufgibt, fließt der Lech zurück zu seinem Ursprung in Österreich
Extra Tipp:
Wir geben dem Hinterrad Bodenhaftung, indem wir es entweder festhalten (evtl. HelferIn), oder das Stellrad für den Bremszug auf vollen Zug drehen, damit das Rad sich nicht gemeinsam mit der Schraube drehen kann.
Sollten kleine Teile verloren gehen, gibt es hier eine große Auswahl an Schrauben, an Dichtungen und generell Ersatzteile für Vespas aller Art.
Das Rad ist entfernt
Dann muss die Abdeckung des Bremsgehäuses abgenommen werden, damit wir an die Bremsbacken herankommen.
Ob sie in Ordnung sind oder auch nicht: Wir nehmen sie heraus, damit wir zumindest den Materialabrieb säubern, oder gegen neue Beläge austauschen können.
- die Einstellschraube des Bremszuges komplett lockern
- die linke, untere Bremsbacke zuerst nach innen einklappen
- Vorsicht: Verletzungsgefahr durch die Zugfedern und die Backenhalterung
- die erste Feder wird herausfallen, am besten gleich wieder einhängen
- den Vorgang mit der rechten, unteren Bremsbacke wiederholen
- die Backen sind komplett ausgebaut, wir reinigen das Gehäuse mit Bremsenreiniger
- wichtiger Hinweis: an die Bremsbacken darf kein Öl kommen
- zwecks leichtgängigem Lauf der Nocke, kann sie – sowie das Widerlager – leicht mit Keramikschmiere oder Kupferpaste bestrichen werden
- die Backen müssen auf der Nocke leicht laufen und dürfen sich nicht verklemmen
- da jetzt alles sauber ist, die Bremsbacken wieder einsetzen oder ausgetauschte montieren
- geschafft, dann das Rad wieder montieren
Auspuff anbringen
Den Auspuff wieder anbringen. Dazu setzen wir ihn erst einmal locker auf die vorgesehenen Halterungen. Dann beginnen wir, die Schrauben langsam wieder festzudrehen. Den Abschluss bilden die Schrauben am Zylinder/Krümmer.
Bremszug richtig einstellen
Das Rad sollte sich frei bewegen. Das unterbinden wir, und drehen die Stellschraube – immer halbe Umdrehungen – bis das Rad zwar feststeht, sich aber leicht von Hand weiterdrehen lässt. Gegebenenfalls drehen wir sie auch wieder zurück, je nach gewünschter Bremsleistung.
Jetzt kommt der Handgriff am Lenker ins Spiel. Er hat die richtige Position, wenn er den halben Zugweg zum Griff zurücklegen muss.
Je näher er sich zum Griff ziehen lässt, desto lascher/weicher ist die Bremsleistung und umgekehrt. Durch Vor- und Zurückdrehen der Stellschraube suchen und finden wir die passende Justierung.
Die Einstellung ist stets die Gleiche, unabhängig von der jeweils unterschiedlichen Bauweise der Vorrichtung. Sie hängt vom Modell des Rollers ab (Handbuch beachten).
Bitte beachten
Bei jeder Inspektion der Bremsen immer den Wellendichtring am Krümmer prüfen. Sobald Ölspuren sichtbar sind, kann er undicht sein und Öl an die Bremsbeläge abgeben, was diese unbrauchbar macht. Bremsbeläge von Öl befreien zu wollen, ist unmöglich. Es hilft nur der sofortige Austausch der Bremsbeläge und des Dichtrings.
In jedem Fall muss die neue Bremse eingefahren werden, am besten auf wenig befahrener Nebenstrecke. Dabei bremsen wir übertrieben oft und variieren die Intensität der Bremsleistung.
Wir Vespisti wissen ja:
Sicherheit geht vor allen anderen Dingen, und garantiert gleichzeitig ungetrübten Fahrspaß.
Deswegen kaufen wir keine Billigteile oder minderwertiges Werkzeug aus dem Netz, sondern bei dem Händler unseres Vertrauens SIP Scootershop.
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