Ganz egal ob Kickstarter oder rein elektronische Zündung, die Zündung einer Vespa ist ein zentrales Element, ohne das ein Starten nicht möglich wäre. Besonders bekannt ist das Thema Zündungen bei älteren Modellen, bei welchen die werksseitig verbauten 6 Volt-Zündungen oftmals nicht zuverlässig arbeiten. Deshalb ist es hier ratsam, auf eine moderne 12 Volt-Zündanlage umzurüsten. Doch dazu später mehr!
Funktionsweise der Zündsysteme
Das Herzstück des Zündsystems von älteren Vespas, die sogenannten Schwunglichtmagnetzündanlagen, arbeiten ebenso präzise wie synchron, sofern eine ordnungsgemäße Einstellung erfolgt ist. Die Besonderheit dieses Aufbaus liegt darin, dass die Zündung gleichzeitig Schwungmasse, Licht- und Zündstromerzeuger ist. Auf der sogenannten Zündgrundplatte sind 3 Spulenanker aufgebaut, die von zwei Untebrecherkontakten und einem Kondensator ergänzt werden.
Über dieser Grundplatte liegt das Schwungrad, welches durch passende Einkerbungen auf der Kurbelwelle liegt. In den Schwungrädern, die regelmäßig auch Polräder genannt werden, sind dabei zumeist sechs magnetische Pole eingebaut. Der Zündanker besteht aus zwei Spulen, die über einen Magnetkern gewickelt sind, eine Primärspule und eine Sekundärspule. Die Primärspule ist mit ihrem Anfang direkt und mit ihrem Ende über Unterbrecher und Kondensator mit der Masse der Grundplatte verbunden.
Der Unterbrecher öffnet und schließt in genauem Timing, um sicherzustellen, dass der Zündfunke im richtigen Moment erzeugt wird. Dieser Zündzeitpunkt ist entscheidend für die Effizienz des Motors und beeinflusst sowohl die Leistung als auch den Kraftstoffverbrauch. Allein dieser erzeugte Impuls sorgt dafür, dass das Kraftstoff-Luft-Gemisch im Zylinder entzündet wird und der Motor gestartet werden kann. Daraus folgt, dass der Motor ruhig und reibungslos läuft und die Leistung optimal erzeugen kann.
Der Teufel im Detail – Vespa Zündanlagen
Bei den Zündanlagen ist dabei, anders als in vielen Bereichen, die Maxime „Never change a running system“ nicht ganz unberechtigt. Durch die Verbindung von Unterbrecher mit der Masse der Grundplatte ist bei jeder Revision eine exakte Einstellung des bereits genannten Zündzeitpunkts entscheidend. Diese Einstellung ist mit entsprechender Ausstattung für ambitionierte Schrauber*Innen möglich.
Dafür nötig ist allerdings eine Gradscheibe, die für nahezu alle Zündanlagen passt. Zusätzlich Sinn machen eine Stroboskoplampe zum sogenannten Abblitzen der Zündung sowie ein Halter. Mit der folgenden kurzen Anleitung ist eine Einstellung schnell und unkompliziert möglich.
1.) Oberen Totpunkt (OT) suchen. Der obere ist der oberste Punkt, den der Kolben im Zylinder erreichen kann. Dafür ist es nötig, das Lüfterrad abzunehmen und einen Kolbenstopper einzubauen.
2.) Danach kann langsam und vorsichtig am Lüfterrad gedreht werden, bis dies nicht mehr möglich ist. In der Höhe des Zeigers muss nun die Stelle am Gehäuse markiert werden, zu der der Pfeil auf den Kühlrippen zeigt
3.) Nun muss die Gradscheibe angelegt werden, wobei der dort gekennzeichnete 0° Punkt auf die Markierung gelegt werden soll.
4.) Im Anschluss kann der gewünschte Zündzeitpunkt (gegen den Uhrzeigersinn) ebenfalls auf dem Gehäuse markiert werden. Bei neuen Zündanlagen geben die Experten von SIP Scootershop gerne Auskunft zum passenden Gradwert bzw. regelmäßig ist dieser Wert auch auf der Homepage angegeben.
5.) Nun kann die Gradscheibe demontiert werden.
6.) Jetzt den Roller antreten und mit Stroboskoplampe überprüfen, ob der Pfeil auf dem Polrad mit der angezeichneten Markierung fluchtet. Falls nicht, die Zündplatte passend verdrehen. Ansonsten empfiehlt es sich, die Markierung an Zündplatte und Gehäuse anzubringen, um bei zukünftigen Demontagen das Prozedere nicht wiederholen zu müssen.
Mit dieser Anleitung kann nun zumindest das jeweilige Teil eingestellt und gegebenenfalls durch ein baugleiches Teil ersetzt werden. Im nächsten Teil der Serie wird es um die eingangs erwähnte Umstellung von 6-Volt auf 12-Volt-Zündungen und die damit verbundenen Vorteile gehen. Zusätzlich wird ein Blick auf die Zündsysteme der modernen Vespas geworfen. Somit bleibt nur noch zu hoffen, dass es für die anstehende Vespa-Saison weiterhin viel Blitz ohne Donner gibt. Denn nur so läuft der Motor optimal bei zugleich ausbleibendem Gewitter und hoffentlich strahlendem Sonnenschein. Dem Vespa-Wetter schlechthin.
Nächster Beitrag zur Zündung: „Umrüsten von Alt auf Neu – Die Vespa Zündung Teil 2„
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